Vorher-Nachher: Minimale Erweiterung, maximaler Platzgewinn
Ein Bestandsgebäude aus den 1960er-Jahren dient als Rohbau und wird energetisch saniert
Schon länger wohnte die Familie in München-Bogenhausen in ihrer Villa aus den 1960er-Jahren. Der Wohnraum war für die große Familie etwas beengt, die Aufteilung der Flächen war suboptimal und insgesamt zu düster. Auch in puncto Energiebilanz war das Haus nicht auf dem neusten Stand. Das alles sollte sich ändern. Über eine Empfehlung fand die Baufamilie zu Knopp Wassmer Architekten, die die gesamte Sanierung planten und umsetzten.
Vorher: Guter Bestand, schlechte Energiebilanz. Das Gebäude war insgesamt in die Jahre gekommen, aber grundsätzlich noch gut in Schuss. „Es war in bayrisch-voralpinem Stil gehalten, relativ dunkel, mit vielen vergitterten Fenstern“, erinnert sich der Architekt Markus Wassmer. Ölheizung und ungedämmte Dach- und Fassadenflächen entsprachen ebenfalls nicht den modernen Anforderungen.
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Struktur belassen, Vorhandenes nutzen. „Wir haben bei der Planung darauf geschaut, was sich bewährt hat und was nicht, und für die sehr konkreten Wünsche der Baufamilie in einem iterativen Prozess Lösungen gefunden“, so Wassmer. Jedes Kind sollte ein eigenes Zimmer bekommen und Rückzugsmöglichkeiten vom Familienleben geschaffen werden. Heute haben die Eltern ihren eigenen Bereich mit Ankleide und das Au-pair hat im Erdgeschoss seine separaten Räumlichkeiten.
Präriehäuser von Frank Lloyd Wright lassen grüßen. Vor allem typologische Fehler, wie der Architekt es nennt, wurden behoben. Dazu gehört etwa, dass die Küche vom Norden an die Süd-Ost-Seite verlegt wurde. Damit sollte dem Mittelpunkt des Familienlebens ein angemessener Ort zugewiesen werden. Die Küche liegt jetzt in einem neuen, hohen Anbau, der vom weit heruntergezogenen Dach überspannt wird.
Das Dach und die Grundrissstruktur erinnern in Ansätzen an die Präriehäuser von Frank Lloyd Wright. „Kreuzgrundrisse geben Räumen auf drei Seiten einen Bezug zum Außenraum“, erklärt der Architekt. Diesen Bezug hatte vor allem das wenige Stufen tieferliegende Wohnzimmer, dessen Fenster fast bodengleich mit dem Garten enden. Der Küchenanbau gibt jetzt den Blick nach Osten frei, dort war zuvor kein Fenster.
Drei große Veränderungen. Verbesserungen bedeuten nicht immer, alles von Grund auf zu verändern. Bei Sanierungen geht es ohnehin im Idealfall um den Erhalt und die Erneuerung dessen, was schon vorhanden ist. Hier waren das im Wesentlichen drei Punkte:
1. Die Kleinteiligkeit wurde im gesamten Haus aufgebrochen, ohne den Grundriss gänzlich zu verändern. „Wir bauen eigentlich keine Einfamilienhäuser. Es stellt sich hier immer die Frage, wie nachhaltig diese überhaupt sein können. Bei einer Sanierung können wir immerhin die graue Energie des Bestandes nutzen“, so Wassmer, der das Gebäude in seinen Rohbau zurückversetzen ließ. Die Familie war während der Bauzeit von einem Jahr zu den Eltern der Bauherrin gezogen, die ganz in der Nähe wohnen.
1. Die Kleinteiligkeit wurde im gesamten Haus aufgebrochen, ohne den Grundriss gänzlich zu verändern. „Wir bauen eigentlich keine Einfamilienhäuser. Es stellt sich hier immer die Frage, wie nachhaltig diese überhaupt sein können. Bei einer Sanierung können wir immerhin die graue Energie des Bestandes nutzen“, so Wassmer, der das Gebäude in seinen Rohbau zurückversetzen ließ. Die Familie war während der Bauzeit von einem Jahr zu den Eltern der Bauherrin gezogen, die ganz in der Nähe wohnen.
Einige Abrissarbeiten waren notwendig.
2. Im Erdgeschoss konnte der Grundriss so optimiert werden, dass es heute einen Rundgang gibt. Teil davon ist die neue Küche mit ihrer anderthalbfachen Deckenhöhe. Zwischen ihr und dem Wohnzimmer gibt es einen offenen Durchgang, zwischen Frühstücksecke und Anrichte begrenzt eine Schiebetür bei Bedarf den Weg.
Bis auf den separaten Bereich des Au-pairs und die Gästetoilette sind im Erdgeschoss alle Räume als Durchgangsräume angelegt.
3. Im Obergeschoss bekommen Schlaf-, Kinder- und Arbeitszimmer sowie die Bäder durch großzügige Dachgauben mehr Platz. Und im Dachspitz entstand ein kontemplativer Rückzugsraum. Die Dachform insgesamt wurde nicht verändert, nur die Eindeckung durch Alublech ersetzt.
Das Bild zeigt die Montage der neuen, übergroßen Dachgaube, die Kinderzimmer, Bäder und Arbeitszimmer aufnimmt.
Das Bild zeigt die Montage der neuen, übergroßen Dachgaube, die Kinderzimmer, Bäder und Arbeitszimmer aufnimmt.
Vom Elternbad gehen Blick und Lüftung durch den Luftraum der neu hinzugekommenen Küche hindurch, die bis unter die Dachschräge offen ist.
Jedes der Bäder hat eine andere Gestaltung. Alle verfügen aber über natürliches Licht.
Bunt zeigt sich das Kinderbad.
Fragmente des Alten im Neuen erhalten. Viel Licht fällt durch die vergrößerten Fenster, die jetzt dreifach verglast sind. Die naturbelassenen Rahmen aus hellem Lärchenholz wirken wohnlicher als die vorherigen.
„Die Balkone waren morsch, wir haben sie ersetzt und den Stil etwas verfremdet. Die Vergitterung der Fenster haben wir entfernt und nur an einer Stelle die Glaskugeln des alten Gitters in eine neues eingesetzt“, erklärt Wassmer. Das Gitter wurde weiß lackiert und mit den alten grünlich-blauen Glaskugeln versehen.
„Die Balkone waren morsch, wir haben sie ersetzt und den Stil etwas verfremdet. Die Vergitterung der Fenster haben wir entfernt und nur an einer Stelle die Glaskugeln des alten Gitters in eine neues eingesetzt“, erklärt Wassmer. Das Gitter wurde weiß lackiert und mit den alten grünlich-blauen Glaskugeln versehen.
„Den alten Kamin haben wir behandelt, als würde er unter Denkmalschutz stehen. Er ist ein Zeuge aus der Entstehungszeit des Hauses und sollte unbedingt bewahrt werden“, beschreibt Wassmer. Auch den vorhandenen Ziegelboden im Esszimmer wollte die Bauherrin als Reminiszenz an den Bestand erhalten. Er wurde in den übrigen Räumen mit breiten Parkettdielen ergänzt. Der Architekt hat bei der Gestaltung Wert darauf gelegt, die vorgefundenen Stilelemente zu überformen und teilweise zu verstärken, jedoch keinen harten Kontrast zu setzen.
Viel Stauraum für alles und alle. Maßgeschneiderte Innenausbauten prägen die Räume und sorgen für viel Staufläche. Beispielsweise in der Garderobe mit dem großen Panoramafenster…
… oder der Küche mit der separaten Anrichte ums Eck, der Bibliothek im Wohnzimmer, den Schränken in den Kinderzimmern oder den Bädern. Auch die Eckbank in der Küche und die Kitchenette im Dachspitz zeigen die Handwerksleistung des Schreiners.
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Die Eckbank am Ende der Küche hat eine direkte Verbindung zur ums Eck liegenden Anrichte.
Energetisch verbessert. Im Zuge der Sanierung wurde die Ölheizung durch eine Gastherme ersetzt. Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach unterstützt die Energiegewinnung. Und damit weder im Winter Wärme verloren geht noch zu große Hitze im Sommer entsteht, wurden Dach und Fassade mit Mineralwolle gedämmt. Die Fassade erhielt einen markanten Kratzputz und einen glatten Putz um die Fensteröffnungen. Zur verbesserten Energiebilanz trägt auch die neue Dreifachverglasung der Fenster bei. Sommerlichen Hitzeschutz bieten nicht nur die weit auskragenden Überdachungen und Balkone, sondern auch integrierter außenliegender Sonnenschutz an den Dachgauben.
Den Garten gleich mit erneuert. Das große Vordach betont den Ansatz, innen und außen zu verschränken. Die Balkone sind alle überdacht, was auch für den Anbau aufgegriffen wurde. Vor der Küche entstand eine Loggia, die den vorhandenen Freisitz auf der anderen Seite des Wohnzimmers ergänzt. Der komplette Garten wurde mittlerweile von einem Landschaftsarchitekten neu gestaltet, inklusive eines Pools und einem überdachten Fahrradabstellplatz.
Hier wohnt: ein Akademikerpaar mit seinen vier Kindern und einem Au-pair
Auf: 375 Quadratmetern
In: München-Bogenhausen
Umbaukosten: über 2 Millionen Euro
Umbauzeit: 1 Jahr
Energetische Sanierung: Umstieg von Öl- auf Gasheizung, Fotovoltaik auf dem Dach, Dämmung von Dach und Fassade mit Mineralwolle, dreifach verglaste Fenster
Expertise von: Knopp Wassmer Architekten
Fotos: Adrienne-Sophie Hoffer
Baustellenfotos: Dominik Thoma